Immer samstags um 11 Uhr treffen sich einige Mitglieder der SPD-Gemeinderatsfraktion und der SPD Esslingen am Brunnen vor dem Alten Rathaus. Bei einer Tasse Kaffee oder Tee aus dem Thermobecher werden die jüngsten und zu erwartenden kommunalpolitischen Themen diskutiert. Oft kommt es dabei auch zu guten Gesprächen mit der Bürgerschaft. So auch am ersten Januarwochenende. Nur dass dieses Mal beim sogenannten „SPDee-Kaffee“ vieles etwas anders war: aufgrund der Sitzungspause des Gemeinderates keine neuen Themen, feiertagsbedingt kein Wochenmarkt, folglich kein Publikumsverkehr und also auch keine Bürgergespräche. Frust bei den Sozialdemokraten? Von wegen und im Gegenteil!
So konnte man sich endlich einmal den wirklich wichtigen Fragen widmen. Diese wurden von Stadträtin Ulrike Gräter, SPD-Co-Vorsitzender Andrea Klöber und Christa Müller, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, so auf den Punkt gebracht: „Wo kaufen wir Frauen nach dem Aus von Karstadt, Kögel und Mehl künftig unsere Schlafanzüge und Unterwäsche?“ Aufmerksame Beobachter der Szene berichten, dass sich das Gespräch in Windeseile zu einer Fachsimpelei über artgerechte Dessous entwickelte, an dem sich die Männer – namentlich Klöbers Co-Vorsitzenden-Kollege Mats Goch, SPD-Urgestein Dieter Pahlke und Andreas Koch, langjähriger ehemaliger Fraktionsvorsitzender – in Unkenntnis diesbezüglicher weiblicher Ansprüche nur widerwillig beteiligten.
Andreas Koch hatte zwei weitere Gründe für seine Zurückhaltung: seine pietistische Herkunft und die Tatsache, dass er am 6. Januar Geburtstag feierte. Aus diesem Anlass gab’s denn auch Kuchen und Sekt, aber erst nachdem Koch das Versprechen abgelegt hatte, das Unterwäscheproblem in einem gemeinderätlichen Ausschuss zur Sprache zu bringen: „Mir schwebt da der Sportausschuss vor. Der ist immer so schnell mit seinen Sitzungen fertig.“