Redebeitrag von Stadträtin Christa Müller in der gemeinsamen Sitzung des Verwaltungsausschusses und des Kulturausschusses vom 29. April 2024.
Folgende verkürzte Darstellung wird bei den Gegnern der Kögel-Lösung wie ein schwäbisches Mantra vorgetragen: „Warum soll ich als Häuslesbesitzer Räume anmieten, wenn ich doch selbst Hauseigentümer bin?“ Wir sagen darauf: Weil wir damit sofort 1.000 qm mehr barrierefreie Nutzfläche für die Bücherei erhalten, von den weiteren Vorteilen ganz zu schweigen. Ein finanzieller Vergleich beider Standorte geht seriös nur unter identischen Voraussetzungen: Um unter finanziellen Aspekten nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen, muss man in den Vergleich Kögel-Heugasse also zwingend die Heugasse 11 als einzige Erweiterungsoption einrechnen.
Wir alle wissen: Die Ertüchtigung von H11 für eine Büchereinutzung ist nicht nur langwierig, sondern auch sehr teuer. Extreme Denkmalschutzauflagen und schwer herzustellender Brandschutz tragen dazu bei. Diese Erweiterung schlägt mit hohen Kreditzinsen für eine unabsehbare Millionen-Investition und mit hohen jährlichen Abschreibungen zu Buche. Auch wird ab Beginn einer Nutzung hierfür eine zusätzliche kalkulatorische Miete an den SGE fällig.
Dagegen Kögel: sofort 1.000 qm mehr barrierefreie Fläche, günstiger Ausgangs-Mietpreis pro qm, eine für uns vorteilhafte Mietindexierung und keine Verantwortung für Dach und Fach auf Jahrzehnte. Die weiteren Vorteile hat Kollegin Gräter schon mehrfach aufgezeigt. Dass der Pfleghof im Besitz der Stadt bleiben und einer öffentlichen kulturellen Nutzung zugeführt werden soll, haben wir durch unseren Ergänzungsantrag formuliert. Die damit verbundenen Kosten müssen in den Gesamtkontext des Kulturetats gestellt werden und dürfen nicht der Büchereistandort-Debatte zugeordnet werden.
Dass mittel- bis langfristig vielleicht sogar Einsparungen möglich sind durch Wegfall von Raumanmietungen, z. B. für das Schreiber-Museum im Salemer Pfleghof, fällt bei der von den Gegnern geführten Kosten-Argumentation leider völlig unter den Tisch. Und klar ist auch: Eine große Lösung für die Bücherei in der Heugasse ist tatsächlich nur mittel- bis langfristig zu erhalten. Und monetär ist sie nicht günstiger als ein sofortiger Umzug an den Fischbrunnenplatz.
Langer Rede kurzer Sinn: Wir sehen im Umzug der Stadtbücherei ins Kögel-Areal unter finanziellen Gesichtspunkten keine Verschwendung von Steuergeldern. Im Gegenteil: Sie ist ökonomisch angemessen und seriös finanziert, solange man Äpfel (also großer Kögel) mit Äpfeln (also erweitertem Pfleghof) und nicht mit Birnen (also einer kleinen feinen Sanierung Heugasse 9) vergleicht.