Verleihung der Ehrenplakette der Stadt Esslingen an Stadtrat a. D. Andreas Koch im Rahmen des Neujahrsempfangs 2025

Bildquelle: Stadt Esslingen am Neckar

Ansprache Oberbürgermeister Matthias Klopfer

Kommen wir zu einem Highlight unseres Neujahrsempfangs: der Verleihung der Ehrenplakette an Andreas Koch. Nach 33 Jahren im Gemeinderat der Stadt Esslingen am Neckar hat Andreas Koch im Dezember seine kommunalpolitische Laufbahn beendet. In Anerkennung seiner Leistungen für das Wohl unserer Stadt verleihen wir ihm nun die städtische Ehrenplakette. Lieber Andreas, du warst nicht nur ein Brückenbauer zwischen den Fraktionen, sondern hast mit klarer Haltung, Fingerspitzengefühl und deiner beeindruckenden Wortgewandtheit Debatten bereichert und wegweisende Entscheidungen angestoßen, die Esslingen nachhaltig verändert haben. Deine perfekt formulierten und pointierten Reden werden im Gemeinderat schmerzlich fehlen. Während der Zeit als Fraktionsvorsitzender hast du dein Team mit Sachkompetenz, Wärme und einem untrüglichen Gespür für Kompromisse geführt, stets am Gemeinwohl orientiert. Deine Geradlinigkeit, deine klare Haltung und dein menschlicher Umgang haben dich zu einem Vorbild gemacht, das weit über die Grenzen der SPD-Fraktion hinaus wirkt. Dein Einsatz war ein Beispiel für echte kommunalpolitische Leidenschaft – das Fundament einer lebendigen Demokratie. Du wirst uns fehlen! Wir wünschen dir für die Zukunft alles Gute!

Antwort Andreas Koch

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,

in der Kürze liegt die Würze. Oder bei Martin Luther Rhetorikunterricht genommen: „Tritt fest auf! Mach’s Maul auf! Hör bald auf!“ Darüber hinaus habe ich als Medienpfarrer gelernt: Der Mensch von heute kann nicht länger als anderthalb Minuten konzentriert zuhören. Ich mach’s also kurz und sage:

Mit der Ehrenplakette der Stadt Esslingen geehrt zu werden, ist eine Ehre, und für diese Ehre, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, bedanke ich mich ganz herzlich bei Ihnen und dem Gemeinderat, der die Ehrung beschlossen hat. Und danke vor allem auch für das besondere „Setting“ dieser Ehrung! Sie werden sich sicher für andere Jubilare Ähnliches einfallen lassen.

Interessant ist, was die städtische Ehrungsordnung als Voraussetzung für die Vergabe der Ehrenplakette nennt. Normalsterbliche müssen sich dazu – ich zitiere – „hervorragende Verdienste um das Wohl und Ansehen der Stadt erworben“ haben. Bei Stadträtinnen und Stadträten dagegen entscheidet letztendlich die Dauer der Zugehörigkeit zum Gemeinderat. Qualität hier, Quantität da: Ganz einleuchten will einem die Alternative nicht.

Nun denn: Ich bin froh, dass sich bei mir laut Oberbürgermeister auch andere als nur zeitliche Gründe dafür gefunden haben, mir die Ehrenplakette zu verleihen. Dabei liegt es mir fern, in die Lobeshymnen miteinzustimmen. Stattdessen erinnere ich an die drei Ziele, die Ehrenbürger Wolfgang Drexler beim Verleihungsakt 2022 der Stadt Esslingen gesetzt hat:

(1) Wer im Großen keinen Krieg will, muss im Kleinen Frieden praktizieren. Deshalb wünschen wir uns Esslingen als Friedensstadt.

(2) In Europa liegt auch Esslingens Zukunft. Darum wollen wir Esslingen als Europastadt.

Und schließlich (3) Ein gutes Verhältnis zur jüdischen Gemeinde ist eine dauerhafte Verpflichtung. Esslingen sollte als Versöhnungsstadt Vorbild sein.

Diese Ziele sind nach wie vor aktuell. Ich ergänze ein viertes Ziel: keine Ausgrenzung, nur weil Menschen anders sind. Anders sein, anders sprechen, anders leben, anders lieben, anders denken oder anders glauben ist kein Makel, sondern Ausdruck von Vielfalt. Esslingen als eine bunte Stadt des Miteinander, das streben wir an. Alles andere passt nicht zu ihr.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren, ich gebe die Ehrung und die Ehre, die mir heute zuteilwerden, für einen Augenblick an Sie, die Bürgerinnen und Bürger, zurück. 33 Jahre lang durfte ich für Sie da sein, und das in der besten aller Städte, Esslingen. Es war mir eine Ehre.

PS: Ich denke, auch Luther ist Genüge getan: „Tritt fest auf! Mach‘s Maul auf!“ Vor allem aber: „Hör bald auf!“

Danke!

Bildquelle: Stadt Esslingen am Neckar